Band 3
Schwertgeist
Dieses Buch verknüpft schließlich alle noch offenen Erzählfäden. Das Geheimnis um das Drachenschwert wird gelüftet, und weitaus mehr. Tibby ist nun eine alte Frau und ihre störrische Enkelin Ailith führt die Tradition der Erdsängerinnen fort. Seltsame Dinge geschehen auf Castle Glenmoran und es scheint, als würde die Schlossherrin, Tibby, den Verstand verlieren. Aus tiefster Vergangenheit erschallt ein Hilferuf – das Mondrunen-Buch erwacht. Ohne die Macht der Erdsängerinnen stehen das Glück und die Sicherheit der ganzen Welt auf dem Spiel. Ein hoher Preis muss gezahlt werden. Sind sie dazu bereit? Warum lässt die Erdmutter all dies zu? Ein tieferer Sinn liegt dahinter.
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Es ist erstaunlich, wie Marlies Lüer es in allen drei Bänden geschafft hat, eine durchweg magische Geschichte zu erzählen, bei der ich gegen Ende das Buch aus der Hand legte um zu überlegen, ob das nicht doch alles wirklich so hätte passieren können. Inclusive der Elfen und Naturgeister. (A. Berger)
Geschrieben ist das Buch im gewohnt guten Stil der Vorgänger-Bücher, Leichtigkeit gepaart mit vielen schönen Bildern und originellen Wesen. Mit der Geschichte selbst kam ich diesmal nicht so richtig zurecht: mir gab es zu wenig Handlung im Sinne von Action und Spannung, aber das ist eine persönliche Vorliebe. Wer ein ruhiges Wohlfühl-Buch mit vielen Infos über die schottische Lebensweise, Mythologie, Naturwesen und einem guten Schuß Lebensweisheit mag, der wird es lieben! (T. Riedel)
Bin begeistert. An fast allen Orten, welche im Buch erwähnt werden war ich schon in Schottland und von daher konnte ich alles fast „echt „mit erleben. Eine wundervolle Geschichte, die auch dazu animiert sich wieder fester mit der Erde zu verbinden und mehr auf liebevolle kleine Wesen zu achten. (An Elisabeth S.)
Klappentext:
Tibby, die Erdsängerin, ist inzwischen über 70jährig. Ihr beschauliches Leben auf Glenmoran Castle nimmt eine jähe Wendung, als sie eine Nachricht aus ferner Vergangenheit erreicht: Ein Dämon, von der Zauberin der ersten Hagedornkönigin in schottischen Fels gebannt, lebt noch und das Siegel ist brüchig geworden. Die Zeit läuft ab.
Nur die geballte Macht von vier Erdsängerinnen ist stark genug, um die Gefahr für die ganze Erde abzuwenden. Doch es gibt nur zwei Sängerinnen auf der Welt! Woher sollen Tibby und ihre Enkelin Ailith die fehlende Kraft nehmen?
Leseprobe
Tosh starrte fassungslos auf den Kreis aus Zuckerwürfeln, den Tibby konzentriert legte. In aller Herrgottsfrühe hatte er sie im Speisesaal des Hotels vorgefunden, wo sie aus den Speisekarten einen Kreis legte – auf dem Fußboden! In der Mitte hatte sie einen Berg Servietten aufgehäuft. Er konnte die Bescherung wieder in Ordnung bringen, bevor das Personal merkte, dass Tibby verwirrt war. Nun saßen sie beide am Frühstückstisch und sie spielte mit Zucker, summte dabei leise vor sich hin.
„Guten Morgen ihr zwei! Ihr seid aber früh dran“, bemerkte Ailith überrascht, als sie mit einer Kanne Kakao das private Esszimmer der Familie betrat. „Habt ihr gestern auch eine Postkarte von Logan und Lucy bekommen? Sie waren zuletzt in Falkirk bei den Kelpies.“
Normalerweise hätte Tosh sie jetzt ermahnt, ihre Eltern nicht beim Vornamen zu nennen. Angesichts der Umstände schaute er Ailith mit leiser Verzweiflung in die Augen, wortlos um Hilfe bittend.
„Oh. Oma, was machst du denn da? Ich brauche Zucker für meinen Kakao.“ Ailith griff sich drei Würfel und öffnete den Deckel ihrer Kanne. Tibbys Hand krallte sich blitzschnell um ihr Handgelenk und sie entwand ihr die Zuckerstückchen, fügte energisch die weißen Würfel wieder in den perfekten Kreis ein. Jetzt hatte auch Ailith begriffen, dass tatsächlich etwas nicht in Ordnung war.
„Das Buch muss schuld sein. Ailith, ich weiß nicht, was ich mit ihr machen soll.“ Tosh fühlte sich so hilflos wie noch nie zuvor.
Seine Enkelin zog blitzschnell die richtigen Schlüsse. „War letzte Nacht Vollmond und das Buch hat wieder geleuchtet?“
„Nicht nur das. Die blauen Lichtwürmer haben sich tief in ihre Augen gebohrt. Sie ist ganz kalt und steif geworden und schwankte hin und her. Ich musste sie aufs Bett legen. Aber ihr Körper entspannte sich bald darauf wieder und sie schlief die ganze Nacht durch.“
„Oma, sag, was machst du denn da?“ Ailith legte sanft ihre Hand auf die Schulter der alten Frau.
„Sie wird dir nicht antworten. Ich versuche schon den ganzen Morgen, mit ihr vernünftig zu reden. Vorhin hat sie im Saal einen Ring aus Speisekarten gelegt und Servietten aufgehäuft. Dieses verfluchte Buch! Ich zögere aber, sie zum Arzt zu bringen. Wie sollte ich das auch erklären?“
„Ich fürchte, wenn du dem Arzt die Wahrheit sagst, liefern sie euch beide gleichzeitig in die Klapsmühle ein.“
„Ailith, sag bitte sowas nicht. Was machen wir bloß mit ihr?“
„Vor allem sollten wir Oma nicht eine Sekunde aus den Augen lassen. Hast du dir das Buch genau angeschaut? Hat es sich irgendwie noch mehr verändert?“
„Das verdammte Ding würde ich gern ins Feuer werfen! Seit dem Moment, als das Licht in ihre Augen drang, ist es wieder nur das Notizbuch. Selbst der Mondschein hatte keine Wirkung mehr. Es ist, als ob all die Jahre dieses blaue Teufelszeug darin geschlummert hat und nun sein Ziel fand. Aber warum? Warum sollte es den Geist einer Erdsängerin verwirren wollen? Ich verstehe das alles nicht, Ailith. Meine arme, liebe Tibby – sieh sie dir doch nur an!“
Toshs Stimme wurde brüchig und er wischte wütend eine Träne aus seinem Augenwinkel. Tibby stand plötzlich auf und ging Richtung Tür. Ailith stellte sich ihr schnell in den Weg. „Wohin willst du, Oma?“
„MacFarlane. Ich will zu MacFarlane.“
„Endlich sprichst du wieder!“ Tosh war die Erleichterung deutlich anzusehen. „Aber was willst du von ihm?“ Er fasste Tibby an beiden Schultern und drehte sie sanft zu sich herum. Mit Schrecken sah er, dass ihre Augen ihn nicht fixierten, sie schaute durch ihn hindurch.
„MacFarlane“, flüsterte Tibby. „Muss zu ihm. Hilfe.“ Tibby begann zu zittern, weil ihr der Weg versperrt wurde.
„Er soll dir helfen? Liebling, lass mich doch helfen. Was brauchst du?“
Ailith überlegte fieberhaft. Im Geist ging sie die Lektionen durch, die der tibetische Mönch sie gelehrt hatte. Dann fiel es ihr wieder ein.
„Opa, lässt du mich bitte eine Weile mit Oma allein? Ich glaube, ich kann etwas für sie tun. In der Zeit könntest du den Gärtner holen. Aber wartet bitte vor der Tür, wenn du zurück bist.“
Tosh schaute sie verständnislos an. „Warten?“
„Bitte, vertrau mir einfach. Und nun geh!“
Als Tosh die Tür hinter sich geschlossen hatte, summte Ailith eine Weile vor sich hin, um sich zu lockern. Dann stimmte sie einen Obertongesang an, von dem der Tibeter gesagt hatte, man würde ihn in seiner Heimat zu Heilzwecken benutzen. Ihr exzellentes Gedächtnis half ihr nun, den Gesang perfekt zu imitieren. Gleichzeitig imaginierte sie einen schützenden Lichtwasserfall, der ihre Großmutter und sie selbst einhüllte. Ailith hatte damals intensiv mit dem Mann geübt und konnte sogar auf Anhieb instinktiv Gehirnwellenfrequenzen unterscheiden. Sie hatte gelacht, als er sie scherzhaft als wandelnden Enzephalograph bezeichnete. Er hatte in ihr eine Art Wunderkind gesehen, gar vermutet, sie sei ein Tulku. Nun, ein Wunder würden sie heute vielleicht brauchen. Ailith konzentrierte sich auf ihre Wahrnehmungen, während Tibby im Zimmer unruhig auf und ab lief. Sie stand unter Zeitdruck und hatte im Hinterkopf die Warnung des Tibeters, dieses niemals allein und ohne Aufsicht eines erfahrenen Heilers zu tun. Mit Ingrimm verbannte sie diese Gedanken. Sie hatte keine Wahl. Was Ailith letztlich bei Tibby vorfand, hatte sie nicht erwartet: Vertex-Wellen, charakteristisch für den Schlaf-Wach-Übergang. Ihre Oma war gefangen zwischen Schlafen und Wachen! Sie verstärkte ihre Anstrengungen, auf Tibbys Gehirn Einfluss zu nehmen und rief aus tiefstem Herzen innerlich die Hilfe der Luftgeister herbei. Ailith verstummte abrupt, als sie spürte, dass die Hirnwellen sich endlich bei Alpha einpendelten.
„Oma, wach auf!“, befahl sie.
Tibby blieb augenblicklich stehen und rieb sich die Augen. Sie rang nach Luft und erschauerte. „Das Siegel wurde gebrochen“, wisperte sie. „Sie hat eindringlich zu mir gesprochen.“
Ailith stellte Tibby einen Stuhl hin. „Setz dich bitte, Oma, du bist ganz blass. Wer hat zu dir gesprochen? Gaia?“
„Nein. Nicht Gaia. Eine Jägerin. Die Zeit ist abgelaufen. Die ganze Welt ist in Gefahr.“
„Geht es dir gut?“
„Das wollte ich dich gerade auch fragen. Du siehst elend aus, Kind.“
„Kopfweh, weiter nichts.“ Ailith rieb sich die Stirn und unterdrückte eine aufsteigende Übelkeit. Sie fühlte sich wie auf hoher See, der Raum schwankte auf und ab. Das muss Yeshi wohl mit seiner Warnung gemeint haben, dachte Ailith bestürzt. Ich glaube, ich muss gleich …
„Wo ist Tosh? Und warum bin ich nicht im Schlafzimmer? Eben war doch noch tiefe Nacht, der Mond schien ins Zimmer und dann war alles in ein blaues Licht getaucht.“
„Oma, ich muss dich mal kurz allein lassen. Opa ist schon unterwegs hierher, warte einfach und lauf nicht weg.“ Ailith presste ihre Hand vor den Mund und hastete aus dem Raum. Diese Übelkeit war ganz anders wie die, die sie seit einigen Tagen hin und wieder morgens überfiel und manchmal von einem leisen Ziehen im Unterleib begleitet war. Fast hätte sie ihren Großvater und den Gärtner umgerannt, die soeben um die Ecke bogen.
„Das Anklopfen erübrigt sich wohl?“, fragte Tosh lakonisch. Eilig betrat er den Frühstücksraum und atmete erleichtert auf beim Anblick seiner Frau, denn sie sah ihm eindeutig bewusst in die Augen. „Tibby-Liebes, ich bringe dir MacFarlane.“
„MacFarlane, Sie schickt der Himmel! Guten Morgen, Tosh! Keine Zeit für Frühstück. Wir haben Arbeit.“
Als Ailith sich nach einer Viertelstunde wieder aus dem Bad hinauswagen konnte, fand sie einen leeren Raum vor. Suchend lief sie durchs Hotel. Sie wich Bruno Baumgartner aus, der mit Bonnie plaudernd an der Rezeption stand. Was wollte die denn hier? Für Smalltalk hatte sie jetzt keine Zeit. Draußen vor dem Eingang sah sie Fionnbarra, der einen Rappen am Halfter vom Stall zur Schmiede führte. Ailith huschte hinaus und lief ihm entgegen.
„Hast du meine Großeltern gesehen?“
„Ja, sie gingen vor einer Weile mit Rufus Richtung Park.“
Ailith machte auf der Stelle kehrt und rannte ihnen hinterher. Sie musste nicht weit laufen, denn die Gesuchten kamen ihr entgegen. Der Gärtner sah leicht verwirrt aus, Tosh verstört und Tibby entschlossen.
„Bring mir was zum Schreiben, Mädchen. In den Kleinen Salon! Und Sie, MacFarlane, wissen, was Sie zu tun haben. Hören Sie nicht auf Ihren Boss, sondern auf mich. Ich will, dass Sie spätestens in drei Tagen damit fertig sind.“
Kurze Zeit später saß Tibby im Salon und zupfte gedankenverloren die alte keltische Harfe, die seit jeher in diesem Raum stand. Es war ein schön gearbeitetes Instrument aus Rosenholz, mit zweiundzwanzig Saiten. Blumenschnitzereien im Korpus und keltische Ornamentintarsien im Bogen verliehen ihr ihren besonderen Zauber. Tosh und Ailith hatte sie hinausgescheucht. Sie wollte, nein, sie musste jetzt allein sein. In ihr formierten sich Bilder, wie Nebelfetzen schwer zu ergreifen. Eine Stimme hallte in ihrem Geist, noch sehr leise. Tibby blendete die Außenwelt weitgehend aus, konzentrierte sich auf die Vorgänge in ihrem Inneren. Das Buch hatte zu ihr in der Nacht gesprochen. Die Erinnerung kam allmählich zurück und wurde immer deutlicher. Tibby fühlte sich ängstlich, denn etwas Fremdes hatte Macht über sie erlangt. Sie stand, bildlich gesehen, nun tatsächlich vor dem in Nebel gehüllten Scheideweg, den sie im Traum schon so oft gegangen war. Nun galt es, sich zu entscheiden. Tibby brachte die Saiten der Harfe mit flacher Hand zum Schweigen. Jetzt wurde es immer deutlicher! Sie ging zum Tisch, griff nach dem Stift und begann Seite um Seite zu füllen:
Die Mond-Rune spricht für mich. Vernimm meinen Ruf aus ferner Zeit! Dies musst du wissen, meine Schwester in Gaia: Bevor die ersten Menschen und Elben durch Albions Wälder wandelten, erwachte die erste der Hagedornköniginnen und so auch ich, ihre Zauberin. Sie, die Gestalt gewordene Kraft unserer Götter Danu und Dagda, hauchte das Wort der Macht aus und Albion wandelte seine Wildheit unter den Sternen.
Wir sangen Lieder, wir träumten.
Wir waren die heiligen Götterkinder.
Wir waren die Hüterinnen der Insel.
Jeder Gesang aus königlicher Kehle war eine Weisung an den erstarkenden Geist der Insel. Als ihr Werk getan war, fiel meine Königin in den großen Schlaf und zog sich in den Hagedorn zurück. Ich, die Zauberin, wob aus den Lebensfäden, die ihrer heiligen Hand entströmten – nunmehr ein zarter Ast – den großen Schicksalsteppich. Ich wob das Schicksal Albions, verknüpfte die Leben der Helden mit denen der einfachen Leute. Mit Andacht nahm ich die Lebensfäden von Königen und Priestern auf und flocht sie in das Gewebe ein. Weisheit, Güte, Charakterfestigkeit – all das gab ich den Herrschern und Helden des Volkes. Schöner und prächtiger, weiter und tiefer, so malte ich fortan das Lebensgemälde der Insel, die von den Göttern so sehr geliebt wurde.
Danu und Dagda schenkten den Inselbewohnern Weisheit und Gesetz.
Die Hagedornkönigin und ich fügten Kraft und Fruchtbarkeit hinzu.
Die Väter der Urzeit, die Drachengötter, lehrten den Gebrauch des Feuers und der Schmiedekunst.
Menschen und Túatha Dé Danann, waren ein Volk, sie nahmen gemeinsam ihr Leben auf.
All die wunderbaren Tiere und Pflanzenvölker lebten mit ihnen auf der Insel. Mit Liebe und tiefer Freude schaute ich ihnen zu. Sie alle waren die Kinder Danus, der Großen Mutter.
War ich nicht achtsam genug gewesen? War ich gar hochmütig geworden angesichts der Herrlichkeit, die ich aus dem Reich der Möglichkeiten hinabholte auf die jungfräuliche Insel? Zu spät, zu spät … Schattenschlangengleich verdarben jählings fremde Fäden die Harmonie, die hehre Absicht. Hader und Zwist schlängelten sich hassgetränkt im Gewebe, wickelten sich würgend um Einigkeit und Redlichkeit. Verzweifelt sah ich mich um. Woher kam es?
Da sah ich ihn! Rotäugig, flammenzüngelnd, lugte ein Dämon hinter dem Heiligen Stein hervor. Sein langer Hals reckte sich mir entgegen, seine vier dicken Beine stampften vor Vergnügen auf Erde und Moos, das zischend verdorrte. Hämisch grinste er mich an. Mit scharfer Kralle ritzte er eine Dunkel-Rune in den Fels und offenbarte mir seine wahre Natur: Er war der übelste Dämon von allen, der, von dem man in Sagen und Legenden nur wispern und flüstern wird – der König der Dämonen, der falsche Drachengott! Er sprach zischelnd und sabbernd zu mir: Alle bekommen Geschenke, nur wir Dämonen nicht? Wehe euch, ihr Götter und Zauberer! So werde ich, in all meiner Freigebigkeit, euch beschämen und den Kindern Danus auch ein Geschenk geben. Ich sende ihnen Hader, Zwist und Brudermord.
Doch die noch größere Schande, der FREVEL dieses Dämons, würde etwas anderes sein … ich konnte es sehen, die Fäden woben sich nun von selbst, und so warf ich einen Blick in die Zukunft. Durch seine Tat wird das Verlangen, sich der Finsternis zuzuwenden, weitergetragen werden, Generation für Generation. Gewalt und Lüge, Feigheit und niedere Gesinnung – all das wird die Schönheit der Schöpfung im Zeitenlauf mindern und hemmen. Furchtbar: Er bannte die Seelen der wahren Drachengötter in Stein und setzte ein Siegel darauf. Klagend singen sie nun ein Lied der Sehnsucht nach den Sternen, ihrer wahren Heimat.
Ich rief nach Danu und Dagda, doch sie schliefen in der Krone Yggdrasils, ebenso wie meine Königin im Hagedorn schlief. Gaia jedoch, der Schutzgeist der Erde, antwortete mir. Ich sah sie wie im Traume. Sie wob neue, funkelnde Fäden in den Schicksalsteppich und vollendete ihn für mich. Meine Dankbarkeit darob wurde sogleich überlagert von Zorn, der mit ihrer Kraft gesättigt und geheiligt war. Der Zorn bemächtigte sich meiner. In diesem Moment wurde aus mir die Jägerin! Den dämonischen Drachen vom Erdboden zu tilgen, das war nun mein einziges Ziel. Büßen sollte er für diese ruchlose Tat, er hatte den Grundstein für Zwist und Hader gelegt. Töten wollte ich ihn. Keine Gnade zeigen.
Doch Gaia gebot mir Einhalt. Sie flüsterte in meine zuckenden, fuchsfelligen Ohren, was das Gebot der Stunde sei: Bannen und strafen, denn zum Töten würde meine Kraft nicht ausreichen. Sie wisperte von vier Erdsängerinnen und dem Adler – diese würden kommen und vollenden, was ich nun beginnen musste.
Ich sah dann ein magisches Schwert, kunstvoll geschmiedet aus elbischer Hand. Ein Drache wand sich um das Gehilz. Ich sah Feuer vom Himmel fallen. Doch ich konnte nicht sehen, was dann geschehen würde … der Herr der Zeit verbarg es vor mir.
Meine Jagd begann. Wie lang dauerte sie an? Tag und Nacht, Tag und Nacht, immer wieder, nicht enden wollend …
Hoch im Norden der Insel stellte ich ihn endlich. Doch ich war erschöpft, und so gelang es ihm, mir eine Wunde zuzufügen. Gift sickerte in mich hinein. Mit List und magischer Gewalt zwang ich ihn, sich von seinem Echsenkörper zu trennen. Das Scheusal flüchtete in den schwarzen Bergsee, bar seines dämonischen Geistes, von nun an wird es dort animalisch vegetieren. Sein langer Hals schlug angstvoll hin und her und zertrümmerte Fels und Baum. Der Echsenkörper schrie ohne Unterlass! Den zitternden, entblößten Geist des Dämons, den bannte ich mit letzter Kraft in Stein. Dort soll er machtlos verharren, bis mein Zauber sich erschöpft. In ferner, ferner Zukunft soll er, gefesselt durch die schützende Zaubermacht des Schattenfürsten, in das Totenreich der Dämonen eingehen, all seine Schlechtigkeit mitnehmen und daran ersticken und zugrunde gehen. Geschieht dies nicht, wird es der Untergang der Menschheit sein.
Müde bin ich nun. Das Gift wirkt immer stärker in mir. Ich gab meine ganze, verbliebene Kraft in die Jagd. Meine letzten Gedanken gelten dem Mann mit zweierlei Blut, den Gaia ausersehen hat, das magische Buch mit der Mond-Rune zu finden und zu bewahren, in welches ich diese Worte jetzt mit Mondlicht schreibe. Mögen seine Schritte gesegnet sein und ihn zu gegebener Zeit zum Steinkreis am See führen, wo ich – erschöpft bis ins Mark – niedergesunken bin. Mit meinem letzten Atemzug male ich dieselbe Mondlicht-Rune in den Stein, dem Elben und den kommenden Sängerinnen zum Zeichen.
Ich schwinde … mögen die Götter Albions mir gnädig sein!
Erschöpft legte Tibby den Stift nieder. Ihre Hand zitterte. Sie verschränkte ihre kalten Finger ineinander und atmete tief ein und aus. Die Tragweite der Botschaft aus der Vergangenheit war überwältigend. Ihr Verstand weigerte sich, den Worten Glauben zu schenken. Und doch wusste sie instinktiv: Alles ist wahr. Sie spürte auch, dass etwas zurückgehalten wurde. Der Rest der Botschaft lag in ihr, verschnürt wie ein Paket. Und das machte ihr mehr Angst als alles andere.
Hier wieder eure Chance am Ende von Marlies´ Woche eines der beiden Bücher zu gewinnen. 😉
Beantwortet uns dazu jeden Tag eine Frage. Je mehr Fragen richtig beantwortet werden um so mehr Lose können gesammelt werden. 😉
Unsere heutige Frage:
Wie heißt die Autorinnen-Gruppe, der sie angehört?
Regeln:
♥︎ Seid über 18 Jahre alt oder habt die Erlaubnis eurer Eltern.
♥︎ Nach Ablauf des Gewinnspiels kann ich euch im Falle des Gewinns eine Email senden. Hierfür müsstet ihr mir eure E-Mail hinterlassen.
♥︎ Wir übernehmen keine Haftung und es gibt keinen Ersatz falls das Paket verloren geht.
♥︎ Der Gewinn wird nicht bar ausgezahlt.
♥︎ Das Gewinnspiel endet am 27.09.2015 um 24:00Uhr. Die “Offenbarung” wird es auch zeitnah geben.
♥︎ Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.